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Task 4 und Schluss

Jörg Ewald 28. June 2020 Freedom Open
Die Ausgangslage am Samstag Morgen war spannend. Der Sieg würde zwar Philipp Haag (DE) kaum mehr zu nehmen sein. Im zu Testzwecken parallel mitgeführten Time-based Scoring hatte er einen komfortablen Vorsprung von über 30 Minuten auf den Zweiten, und auch in der offiziellen Wertung lag er - durch Streicher etwas abgeschwächt - recht deutlich vorne. Dahinter aber lag ein ganzes Rudel hungriger Piloten, die zumindest aufs Podest wollten. Ich zählte mich auch dazu, gerade weil ja wieder eher schwierige Bedigungen angesagt waren.

Was eintraf war die tiefe Basis. Meine Maximalhöhe war mit 1640 m noch einmal 80 m geringer als am Vortag. Bei rund 200m am Talboden ergibt sich daraus aber immer noch eine ganz komfortable Arbeitshöhe.

Der angesagte "starke" Westwind war zwar am Startplatz spürbar, aber eigentlich nur positiv, weil wir so viel besser starten konnten. Anschliessend, in der Luft, störte er kaum mehr, in der Schweiz würden wir das wohl eher als laues Lüftchen bezeichnen. Und im Gegensatz zum Vortag war es schon deutlich trockener, die Wolken blieben klein, mit Ausnahme der ersten Boje lag das Renngelände immer in der Sonne. Die trotzdem mit 55 km sehr kurze und wegen anfänglich sehr zögerlicher Thermikentwicklung auch relativ spät gestartete Aufgabe konnte also weitgehend im Geradeausflug und im Vollgas absolviert werden. Nicht ganz meine persönlichen Lieblingsbedingungen, da ich typischerweise recht früh abgehängt werde und dann kaum mehr eine Möglichkeit finde, wieder aufzuholen.

Diesmal hatte ich aber Glück, bei der besagten ersten Wende, die wir einmal mehr mit grossem Umweg ganz hinten im Tal Richtung Bovec nahmen, drückten die vordersten weit in den Zylinder hinein in der Hoffnung, dort noch auf etwas mehr Steigen zu stossen. Das verwirrte einige nachfolgende Piloten sehr, so sehr dass zumindest einer den Meet-Director anrief, um sich Position und Radius der Boje bestätigen zu lassen. Irgendwann drehte die Gruppe aber wieder um, wir trafen uns genau am Zylinder auf gleicher Höhe. Ab da konnte ich einigermassen mithalten und Jan-Philip Rebhan, der mir in der Rangliste im Nacken sass, im Auge behalten. Ganz vorne machten die Slowenen tierisch Druck, stets von oben herab kontrolliert vom Leader Philipp Haag.

Die letzte Boje war ziemlich weit im Tal draussen zu nehmen. In zwei Gruppen drehten wir auf, flogen gemeinsam los und kamen wieder tief an den Berg oberhalb Kobarid zurück. Einige Optimisten flogen gleich weiter Richtung Ziel, mussten dann aber unterwegs noch etwas basteln, zwei standen sogar vor dem Ziel am Boden. Wir übrigen drehten auf, und genau als die anderen um mich herum abdrückten, zog der Schlauch nochmals an und ich fiel in mein altes "zur Sicherheit noch zwei Kreise mehr"-Muster. Als der Renninstinkt zurückkam, war Jan-Philip schon uneinholbar davongezogen. Die zusätzliche Höhe konnte ich dann in eine etwas effizientere Linie ummünzen, wodurch ich einerseits ein paar Piloten gerade noch vor der ESS einholte, andererseits viel weniger Höhe brauchte als die, was wieder einmal zu einem Zieleinflug im Orbit führte, 2:23 hinter dem dem Tagessieger Dusan Oroz, aber leider auch 1:14 hinter Jan-Philip, der sich zudem ein grösseres Stück der Leading-Points sichern konnte. Ivan Haas, bisher Dritter, traf nochmals einige Minuten hinter mir ein. Aufs Podest hat es dann aber keinem von uns gereicht.

Den dritten Platz holte sich nämlich der junge Franzose Simon Mettetal, der enorm frech unterwegs war und sogar einen Flug wegstecken konnte, bei dem er 50m vor der Ziellinie am Boden stand und erst noch wegen einem Regelverstoss 25% der Punkte jenes Tages verlor. Wir hatten zwar Streicher, aber bei FTV 20% wäre erst nach fünf Läufen der schlechteste Lauf komplett gestrichen worden.

Auf den zweiten Platz flog der Slowene Joze Molek, der nach einem missglückten ersten Lauf mit einem vierten und zwei zweiten Laufrängen seine Klasse deutlich demonstrierte.

Der Sieg ging jedoch diskussionslos an Philipp Haag, dank zwei Tagessiegen, einem vierten und einem fünften Platz.

1. Philipp Haag (DEU), 3146
2. Joze Molek (SVN), 3094
3. Simon Mettetal (FRA), 3019
4. Peter Vyparina (SVK), 3009
5. Jan-Philip Rebhan (DEU), 2998
6. Jörg Ewald (CHE), 2982
7. Michal Gierlach (POL), 2979
...
10. Pal Takats (HUN), 2931
...
19. Adel Honti (HUN), 2744 - Siegerin Damen
...
46 Kay Kühne (DEU), 1886 - Sieger Sportklasse

Für mich die fünfte Top-10-Platzierung an einem internationalen Wettbewerb, damit bin ich mehr als zufrieden.

Spannend war für mich auch, das vom Meet-Director Brett Janaway erfundene System "Multi-Radius-Turnpoints" (MRT) einmal live mitzuerleben: Tieferklassige Schirme fliegen eigentlich die gleiche Aufgabe, aber an ausgewählten Wenden dürfen sie 500, manchmal sogar 1000m früher umkehren. Dadurch werden sie immer noch keine direkte Konkurrenz für die Rennschirme, aber gerade bei längeren Gleitstrecken zu Bojen hin wird dadurch die Wahrscheinlichkeit drastisch erhöht, dass sie anschliessend den Anschluss wieder schaffen und die Aufgabe zu Ende fliegen können. Ich finde das sehr spannend, und wir arbeiten nun daran, MRT in die Scoring-Software einzubauen.

Wenn du jetzt Lust bekommen hast darauf, im Soca-Tal Rennen zu fliegen: Anfang September wird dort höchstwahrscheinlich die kombinierte Deutsche und Slowenische Meisterschaft stattfinden. Ich bin vermutlich mit dabei, wer noch? Infos über die normalen Liga-Kanäle, oder grad bei mir melden.
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