Realität besser als Prognose
Schon beim Briefing habe ich versucht, die Erwartungen an den Tag etwas runterzuschrauben: „Ein Rekordtag wird das sicher nicht!“. Ein bisschen mehr Optimismus wäre definitiv nicht fehl am Platz gewesen!
Die Diskussion, ob man jetzt bei dem angesagten, durchaus strammen WNW noch sicher am Weissenstein starten könne, wurde in der Gondel der Seilbahn wohl x-fach erneut aufgenommen, denn die Windfahne am Startplatz zeigte schwachen, aber recht konstanten Aufwind an. Einige liefen deshalb sofort zum SP Weissenstein (und liefen dann z.T. doch noch hoch zur Röti), andere warteten noch etwas ab, ich hielt an meinem Vorschlag "Röti" fest und lief direkt nach dem Briefing auf der Terrasse des Hotel Weissenstein hoch.
Vor Ort war dann weder der prognostizierte Westwind noch die Windstärke von ca. 12km/h zu spüren, stattdessen waren - zumindest Anfangs - perfekte Startbedingungen mit NNW. Die die nicht sofort starten konnten, hatten später etwas mehr Probleme. Der Startplatz ist halt nicht gerade ein Golfplatz – eher ein bescheidenes Schweizer Handtüchli am Abgrund.
Nach dem Start sofortiger Wechsel auf die Südseite, wo wir auf einige Piloten trafen, die am Weissenstein schon etwas früher gestartet waren. Es ging trotz des dort spürbaren Westwinds sehr gut, aber es war kalt - so richtig kalt.
Wer – so wie ich – in Sommerausrüstung (vor allem die Handschuhe!) unterwegs war, hat sehr schnell gelernt, dass Optimismus in der Modewahl nicht immer belohnt wird.
In so manchem Kommentar auf XContest kann man lesen, dass gefroren wurde, und - wohl auch deshalb - niemand weiter als bis zum Chasseral flog (teils süd-, teils nordseitig), um dann nach der Rückkehr ins Flache rauszustechen.
Das Mittelland war ein Genuss! Auch von ganz weit unten konnten viele (und mussten viele) wieder aufdrehen - in meinem Fall hinter Huttwil, "Auge in Auge" mit verwunderten Kühen (21m AGL) - und die Thermik war trotz des Westwinds recht angenehm zu fliegen.
Lars Meerstetter hat mit 232km (Weissenstein - Weissenstein - Zug - Meiringen) dabei den weitesten Flug gemacht, auch viele andere Teilnehmer konnten die niedrigen Erwartungen an den Tag wohl deutlich übertreffen!
Ja, kein Rekordtag. Aber rekordverdächtig schön, und ein gutes Lehrstück für etwas mehr Optimismus - ausser vielleicht bei der Bekleidung ;-)
Danke allen fürs Dabeisein am Briefing, am Flugtag und auch am Debriefing!
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